8 Fragen an das Aris Quartett

 

Stellen Sie sich bitte kurz vor. Beschreiben Sie hierbei Ihre Beweggründe für die Studienwahl und den Studienort.

Mein Name ist Caspar Vinzens, ich bin Bratschist im Aris Quartett. Wir vier haben alle individuell in Frankfurt studiert und uns hier kennengelernt. Als wir vor einigen Jahren dann die Entscheidung fällten, die Kammermusik zu unserem Beruf zu machen, lag der Schluss nahe, gemeinsam in Frankfurt zu bleiben – die Stadt bedeutet uns allen mittlerweile viel und sie liegt, was unseren Beruf und das Reisen betrifft, denkbar praktisch.

 

Mit welchen Schwierigkeiten oder Hürden waren Sie auf Ihrem Bildungsweg konfrontiert, und wer unterstützte Sie in Ihrer Ausbildung?

Am Beginn einer beruflichen Laufbahn sind viele junge Menschen mit einer Menge an Hürden konfrontiert. Ganz besonders vielleicht in der Musik, denn dort ist es wohl besonders schwer, sich einen Platz in einer kleinen und hart umkämpften Nische zu sichern. Dabei ist anfangs der Spagat sehr schwer, einerseits Geld verdienen zu müssen, sich andererseits aber weiter bestmöglich, mit Ruhe und Geduld künstlerisch auszubilden. Sehr hilfreich sind dabei Stiftungen, die eben diesem Konflikt entgegenwirken, indem sie gezielt Unterstützung leisten und so im Grunde genommen Zeit schenken – Zeit, die man zur Ausbildung nutzen kann und nicht zum Spielen von sogenannten “Muggen“ nutzen muss!

 

Welche Rolle spielte die Förderung durch die Peter Fuld Stiftung?

Als wir uns vor über 10 Jahren an der Frankfurter Musikhochschule zusammensetzten, um Quartett zu spielen, waren wir vier vom Aris Quartett alle noch Jungstudenten, gingen also parallel noch zur Schule. Ich wohnte damals in Kassel und musste zum Unterricht und zu jeder Quartettprobe nach Frankfurt pendeln, meist mehrmals in der Woche. Das war für mich bzw. meine Eltern eine große finanzielle Belastung, bei welcher uns die Peter Fuld Stiftung maßgeblich unterstützte.
So hatten wir als Quartett die Gelegenheit, sehr regelmäßig zu proben und uns gewissenhaft auf Wettbewerbe vorzubereiten. Heute ist das Streichquartett unser Beruf, wir haben zahlreiche internationale Wettbewerbe erfolgreich absolviert, bereits fünf CDs eingespielt und sind mit etwa 120 Konzerten pro Saison weltweit unterwegs. Für die Starthilfe, die uns die Peter Fuld Stiftung am Beginn unserer gemeinsamen Arbeit leistete, sind wir heute noch dankbar!

 

 

ArisQuartett 018  Simona Bednarek

Was sind Ihre bisher größten Erfolge?

Erfolg ist sehr subjektiv. Man könnte es sicherlich als unseren größten Erfolg verbuchen, dass wir es geschafft haben von etwas zu leben, was wir unglaublich gerne machen und was jeder von uns bereits im Alter von 5-6 Jahren aus purer Freude und Faszination begann.
Eine andere Form von Erfolg sind dann beispielsweise Preise bei Wettbewerben;
In dieser Kategorie war für uns das Jahr 2016 besonders entscheidend, denn da gewannen wir neben dem 1. Preis und allen Sonderpreisen beim Joseph Joachim Kammermusikwettbewerb in Weimar den 2. Preis mit vier Sonderpreisen beim ARD-Wettbewerb in München. Außerdem wurde uns in dem Jahr der Kammermusikpreis der Jürgen Ponto-Stiftung verliehen – das ist vielleicht eine dritte Kategorie von Erfolg. Es gibt nämlich auch Auszeichnungen, für die man nicht vorspielen oder sich bewerben kann. Eine Jury entscheidet im Geheimen, wer die Auszeichnung erhalten soll. Diese Form von Wertschätzung ist natürlich etwas ganz Besonderes!
Auch unsere Ernennungen zu BBC New Generation Artists und zu ECHO Rising Stars durch die European Concert Hall Organisation fallen in diese Kategorie.

 

Gibt es etwas, das Sie im Nachhinein anders machen würden?

Ich denke unser Weg ist ein ständiges Lernen und das ist gut so. Würde man von vornherein über alles Bescheid wissen und alles kennen, dann würde man Dinge bestimmt anders machen. Jedoch gehört meiner Meinung nach der Prozess des Lernens und des Erfahrens untrennbar zum Leben und zur Kunst. So gesehen brauchen wir rein gar nichts zu bereuen. Eine unserer mutigsten und besten Entscheidungen war es, alles auf die riskante Karte “Selbständige Musiker“ zu setzen.

 

Was sind Ihre aktuellen Projekte?

Gerade haben wir eine neue CD eingespielt, welche in Kooperation mit Deutschlandfunk und BBC Radio im Oktober erscheinen wird. Es ist erstmals eine rein romantische Platte von uns, mit Werken von Johannes Brahms. Und da aufgrund der Corona Pandemie alle Konzerte bis zum Sommer abgesagt bzw. verschoben werden mussten beschäftigen wir uns direkt mit einer weiteren Einspielung, für welche wir mit einem zeitgenössischen Komponisten zusammenarbeiten. Sein entsprechendes Werk ist uns gewidmet und bedeutet uns viel!

 

Was sind Ihre beruflichen Ziele, wo sehen Sie sich in fünf bis zehn Jahren?

Unser gemeinsames Ziel ist es, uns weiter in der Spitze der Kammermusikszene zu etablieren. Wir wollen zusammenbleiben, gemeinsam Konzerte spielen und gemeinsam weiterkommen. Unser Beruf ist sehr abwechslungsreich; obwohl viele Abläufe im Prinzip gleich erscheinen, hat keiner von uns ein negatives Gefühl von Routine. Immer neue Orte, neue Begegnungen, neue Akustik, neue Herausforderungen, kurz immer neue Eindrücke – das macht schon Spaß! Ganz abgesehen von der schier unerschöpflichen, grandiosen Literatur, die es für das Streichquartett gibt....

 

Welche Botschaft möchten Sie unseren aktuellen Stipendiaten geben?

Versucht einen Beruf zu finden, der euch erfüllt und glaubt an eure Träume.
An erster Stelle sollte die Frage stehen, was euch glücklich macht und nicht, was besonders logisch erscheint... Seid dabei aber realistisch und flexibel genug, immer wieder umdenken und mit Überzeugung neue Wegen gehen zu können! Zu lange starr an einem Traum festhalten, der nicht aufgeht, ist gefährlich – lieber baut man den Traum immer wieder etwas um, bis im besten Fall alles Wesentliche passt.

 

Das Aris Quartett: Anna Katharina Wildermuth (Violine), Noémi Zipperling (Violine), Caspar Vinzens (Viola), Lukas Sieber (Violoncello). 

Fotocredit: Simona Bednarek 

 

 

Aris Bild 5