8 Fragen an Bernd Nadenau


„Ich kam als junger Student aus sehr schwierigen Verhältnissen und war unendlich dankbar ab ca. 1990 bei Ihnen als Stipendiat aufgenommen zu werden. Meine Hochbegabung war damals schlichtweg nicht bekannt und ich rannte überall gegen verschlossene Türen. Durch eine ‚Begabtenlücke‘ im Fachbereich Medizin und später Ihr Stipendium gelang es mir erfolgreich zu studieren und Karriere zu machen. Danke!“

Zur Person: Stellen Sie sich bitte kurz vor.

Mein Name ist Dr. Bernhard Nadenau, ich bin 56 Jahre alt und glücklicher Vater zweier erwachsener Töchter. Geboren bin ich in Wedel/Holstein, aufgewachsen bin ich jedoch im Hessischen unter emotional und sozial schwierigen Verhältnissen. Neben meinen Berufen als Facharzt für Allgemeinmedizin und tiefenpsychologischer Psychotherapeut bin ich leidenschaftlicher Pianist und Rennradfahrer. Ich arbeite in der Nähe von Limburg/Lahn und lebe gemeinsam mit meinem Flügel in der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden.

Was waren Ihre Beweggründe für die Studienwahl und den Studienort?

Es gab in meiner Kindheit immer zwei Wünsche zu meiner späteren Berufswahl. Es gab den Wunsch Arzt zu werden und den Wunsch Pianist zu werden. Beides war möglich. Da ich familiär mit wenig Geld aufgewachsen bin, habe ich mich damals für den wirtschaftlich besser erscheinenden Weg des Arztberufes entschieden. Studiert habe ich in Mainz, viel lieber hätte ich im Ausland studiert, auch hier hat letztendlich die wirtschaftliche Seite den Ausschlag gegeben.

Mit welchen Schwierigkeiten oder Hürden waren Sie auf Ihrem Bildungsweg konfrontiert und wer unterstützte Sie in Ihrer Ausbildung?

Ich war in meiner Ursprungsfamilie schon immer auf mich allein gestellt und habe konsequenterweise meiner Familie mit Beginn des Zivildienstes auch den Rücken gekehrt. Das war nicht einfach so alleine auf sich gestellt zu sein. Immer wieder mal aber sind in meinem Leben Menschen aufgetaucht, die mir entweder emotional den Rücken gestärkt haben oder manche auch ganz einfach wie z.B. eine Buchhändlerin, die mir sämtliche Bücher im Studium preiswerter überlassen hat, weil sie an mich geglaubt hat.

Welche Rolle spielte die Förderung durch die Peter Fuld Stiftung und wie sind Sie auf das Stipendium aufmerksam geworden?

Zu Beginn meines Studiums musste ich mich überwiegend durch die Tätigkeit in einer Musikkapelle finanzieren. Das war zwar einerseits eine einfache Tätigkeit mit recht hoher Bezahlung, andererseits aber war sie sehr zeitintensiv und vor allem abends/nachts zu leisten. Ich hatte das Gefühl zu wenig lernen zu können, dabei war das Lernen meine Lieblingsbeschäftigung. Mit Aufnahme in die Peter-Fuld-Stiftung begann eine komplett neue Zeit für mich, ich konnte mich mit aller Kraft dem studieren zuwenden, eine entsprechende Leistungsentfaltung war die Folge. Es folgte ein Studium in Mindeststudienzeit, eine der frühesten Promotionen im Jahrgang, ein Abschlussexamen mit der Note 1,0 und schließlich eine Facharztausbildung, die ich ebenfalls nach Mindestzeit abschließen konnte. Während meiner dann beginnenden Zeit der ärztlichen Tätigkeit absolvierte ich parallel die Ausbildung zum tiefenpsychologischen Psychotherapeuten.

Was sind Ihre bisher größten Erfolge?

Mein größter Erfolg im wirtschaftlichen Sinne ist meine Praxis. Ich betreibe in ihr eine internistisch geprägte Hausarztpraxis, eine Therapiepraxis als tiefenpsychologischer Psychotherapeut sowie eine Beratungsstelle für hochbegabte Kinder und Erwachsene. Als selbst Hochbegabter und MENSA-Mitglied ist mir letzteres ein besonderes emotionales Anliegen.

Mein größter emotionaler Erfolg ist mein paralleles Leben als Pianist. Mich begleiten derzeit zwei Lehrer, einer der Musikakademie Wiesbaden und einer der Musikhochschule in Mainz. Zuletzt war ich zum Meisterkurs an der Julliard School in New York. Somit lebe ich zumindest teilweise beide meiner kindlichen Berufswünsche.

Was ist in ihrem jetzigen Beruf und Berufsalltag Ihre Vision?

Meine Vision bis vor einigen Jahren war die möglichst perfekte somatische und psychische Betreuung möglichst aller Bevölkerungsschichten. Ich musste aber erkennen, dass das aufgrund der politischen Rahmenbedingungen nicht möglich ist.

Meine (bereits fast komplett verwirklichte) Vision heute ist meine eigene bestmögliche emotionale Versorgung, um dauerhaft die Kraft zu haben, einen ausgewählten Patientenkreis sehr gut somatisch und psychisch zu versorgen. Ich nenne es Individualmedizin. Mir ist es wichtig work-life-balance nicht nur zu predigen, sondern sie aus Überzeugung auch zu leben.

Gibt es etwas, das Sie rückblickend auf Ihren Werdegang anders machen würden?

Rückwirkend würde ich heute bei allen meinen Entscheidungen noch viel weniger auf rationale Dinge wie zB ein mögliches Einkommen schauen. Das Erspüren und Folgen der Intuition führt immer automatisch zum Glück und damit auch zum Erfolg.

Welche Botschaft möchten Sie unseren aktuellen Stipendiaten mitgeben?

Meine Empfehlung für die derzeitigen Stipendiaten lautet: Seid mutig, vertraut nicht scheinbaren Wahrheiten anderer, folgt Euren Träumen und Wünschen, dann kann wenig passieren.